Fotos: SOS-Kinderdörfer weltweit

Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren machen 26 Prozent der Weltbevölkerung aus. Diese jungen Menschen werden in wenigen Jahren die Verantwortung tragen für ihre Gemeinden und Stadtviertel, Regionen und Länder. Die nachhaltige Entwicklung weltweit wird davon abhängen, ob sie heute Perspektiven und Chancen erhalten. Deshalb unterstützt die Bildungslotterie das Projekt „Bindung und Bildung – frühkindliche Förderung als Motor gesellschaftlicher Entwicklung“ der SOS-Kinderdörfer weltweit in Bolivien und Dschibuti.

Den SOS-Kinderdörfern ist es in ihrer Arbeit besonders wichtig, Bildung nicht nur auf formelle Schul- und Ausbildung zu reduzieren. Es geht um mehr als nur die Inhalte, die Kindergarten und Schule vermitteln. Noch vor dem Erlernen des Alphabets und der Grundrechenarten steht für die SOS-Kinderdörfer die Bildung der Persönlichkeit. Das Erfahren von Bindung und Erlernen eigener sozialer Kompetenzen ist für die SOS-Kinderdörfer zentraler Bestandteil eines erweiterten Bildungsbegriffes.

Familienstärkung in El Alto, Bolivien

El Alto zählt zu den ärmsten Städten des Landes und weist hohe Armutsraten auf. Mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von durchschnittlich 120 EUR oder weniger können Eltern ihre Grundbedürfnisse und die ihrer Kinder kaum befriedigen. Aufgrund der täglichen Belastungen und Stresssituationen stehen viele Familien vor dem Zerfall. Häusliche Gewalt, Selbstzweifel und Überforderung bei der Kindererziehung prägen den Alltag. Häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder sind bei der Zielgruppe weit verbreitet. Emotionale und physische Gewalt werden als gängige Erziehungsmethoden eingesetzt. Entwicklungsverzögerungen und spätere Schwierigkeiten in der Schule sind bei vielen Kindern der Zielgruppe beobachtbar. Aus der mangelnden Wertschätzung Frauen gegenüber resultieren Phänomene wie eine extrem hohe Gewaltbereitschaft und die Einstellung, dass Mädchen keine Bildung benötigen. Daher sind Frauen und Mädchen stärker von Armut betroffen als Männer und Jungen.

Das Sozialzentrum der SOS-Kinderdörfer in El Alto, Bolivien, bietet ein ganzheitliches und nachhaltiges Familienstärkungsprogramm, mit dem Ziel, dass Kindern die Fürsorge ihrer leiblichen Familien und Pflegefamilien erhalten bleibt und sie ihr Recht auf Schutz und Bildung wahrnehmen können. Die SOS-Kinderdörfer bieten eine Kindertagesstätte für Kinder von 0-5 Jahren und individuelle, sonderpädagogische Frühförderung von Kindern in ihren Herkunfts- und Pflegefamilien. Familien, deren Strukturen nicht kindgerecht und sicher sind, erfahren zusätzliche Beratungs- und Unterstützungsangebote im Sinne einer engmaschigen sozialpädagogischen Familienhilfe. Zudem schulen die SOS-Kinderdörfer pädagogisches Personal.

Kindertagesstätte in Tadjourah, Dschibuti

Die Stadt Tadjourah ist von extremer Armut und einer schwierigen wirtschaftlichen Lage geprägt. Die Mehrheit der Bevölkerung von Tadjourah lebt von weniger als einem US-Dollar pro Tag. Die Arbeitslosenrate liegt bei über 50 Prozent. Kinder werden oft aufgrund von Überlastung oder Abwesenheit der Eltern vernachlässigt. Hinzu kommt das häufig niedrige Bildungsniveau der Eltern und die noch verbreitete Annahme, dass Bildung vor allem für Mädchen von geringer Bedeutung ist. Die Einschulungsrate von Mädchen liegt in ganz Djibouti bei nur 21,9 Prozent. Viele Mädchen helfen im Haushalt oder betreuen jüngere Geschwister anstatt Bildungseinrichtungen zu besuchen. Zudem gibt es in den ländlichen Regionen wie Tadjourah ohnehin kaum frühkindliche Bildungseinrichtungen und viel zu wenig Schulen.

Der Kindergarten der SOS-Kinderdörfer in Tadjourah bietet bis zu 85 Kindern aus der Region einen geschützten Raum, in dem sie spielen, lernen und sich geborgen fühlen können. Kinder aus benachteiligten Familien kommen hier oft das erste Mal in Kontakt mit Zahlen und Buchstaben. Das Personal wird von den SOS-Kinderdörfern pädagogisch und entwicklungspsychologisch geschult und ist so in der Lage, ein förderndes und kindgerechtes Umfeld für die Kleinkinder zu gestalten.